Ernährungsbedingter Haarausfall
Diät
Der Anagenfollikel mit einer hohen proliferativen und metabolischen Aktivität reagiert sensibel auf die Reduktion des Angebotes von für die Keratinsynthese notwendigen Proteinen, essentiellen Fettsäuren und Spurenelementen. Daher muß in diesem Zusammenhang
nicht nur an eine krankhafte Malabsorption oder Fehlernährung wie Anorexia nervosa oder Bulimie gedacht werden, sondern auch an restriktive, gewollte Diäten, die l 000 kcal/Tag unterschreiten. Der Haarbefund normalisiert sich etwa drei Monate nach Beendigung der
Diät.
Spurenelemente
Eisen, Zink und Kupfer stellen wesentliche Spurenelemente für das Wachstum und die
Struktur des Haares dar. Ein Mangel dieser Substanzen führt ebenfalls zu einem diffusen
Effluvium.
Zink
Ein typisches klinisches Beispiel für die Bedeutung einer ausreichenden Zinkzufuhr ist die Akrodermatitis enteropathica, bei der es neben Diarrhöen, Wachstumsstörungen zu ekzematösen Hautveränderungen und brüchigem Haar und Alopezien kommen kann. Diese Erkrankung wird typischerweise nach dem Abstillen von Säuglingen manifest. Ursache ist
eine autosomal-rezessiv vererbte Aufnahmestörung für Zink aus der Nahrung, die zu Zinkmangel führt. Die Akrodermatitis enteropathica läßt sich durch hohe orale Zinkgaben erfolgreich behandeln.
Eisenmangel
Bei Frauen stellt insbesondere der Eisenmangel eine häufige Ursache für einen diffusen Haarverlust dar. Dabei gibt der Ferritin-Spiegel im Serum Auskunft über die Körpereisenvorräte. Ferritin-Werte unter 40 ng/ml sind von einem telogenen Haarausfall
begleitet. Aber auch bei Ferritin-Konzentrationen von 40 bis 70 ng/ml sind deutliche diffuse Haarverluste beobachtet worden. Erst bei einem Serum-Ferritin über 70 ng/ml stellt sich eine Normalisierung des Haarwachstums ein. In diesem Zusammenhang sei darauf
hingewiesen, daß Ferritin-Werte unter 70 ng/ml aus allgemeinmedizinischer Sicht im unteren Normalbereich liegen, während diese Spiegel für ein volles Haarwachstum nicht ausreichend sind.
Biotinmangel
Ein diffuses Effluvium kann auch durch einen Biotinmangel hervorgerufen werden.
Patienten, die wegen Nageldefekten mit Biotin behandelt wurden, berichteten über eine Verbesserung der Haarqualität beziehungsweise über einen verminderten Haarverlust. In einer von Floersheim durchgeführten Studie mit 80 Patienten konnte der diffuse Haarausfall durch eine Biotintherapie bei 64 Prozent der Patienten deutlich gebessert
werden. Bei 9 Prozent trat eine leichte und bei 27 Prozent keine Befundbesserung ein.